Die Welt des Wolfs

Abend

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Am Abend, das Tagwerk ist vollbracht,
noch hat nicht begonnen die Nacht,
beginnt der Leib zu ruhen,
doch die Seele hat noch zu tun.

Manches blieb unvollendet, anderes nicht erreicht,
der Tag ist zu Ende, aber er hat nicht gereicht,
manches bedenkt sie mit Kummer, manches mit Scham,
und weiß von vielem nicht, warum es kam.

Es bleibt etwas Trauer, auch Freude manchmal,
mancher jammert über das Erdental,
andere schimpfen über des Schicksals Härte,
doch jeder erwacht wieder auf der Erde.

Mit gutem Willen, auch mit Verdruss,
weil einer vielleicht früh aufstehen muss,
beginnt der nächste Tag mit der Morgenstunde,
ein neues Licht, eine neue Runde.

Dann kommt der Abend des Lebens, die Nacht bricht an,
kein Morgen wartet mehr, nichts geht mehr voran,
jetzt hilft keine Reue, kein guter Wille,
nichts lässt sich mehr ändern, es regiert die Stille.

Keiner erreicht diesen Moment, um zu ruhen in Frieden,
jeder hat etwas versäumt und ist mit sich unzufrieden,
wer jetzt sich in den Schlaf begibt, will wachen,
und seine Werke weiter machen.

Stelle dir die Toten nicht vor, als wären sie froh ohne Hüllen,
sie verlieren die Hände, aber nicht ihr Wollen und Fühlen,
spüre ihre Sehnsucht nach einem Weiterleben,
du kannst es ihnen durch deine Liebe zu ihnen geben.





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