Die Welt des Wolfs

Ein Wolf und die Liebe



Es war einmal ein Wolf, der, als er krank wurde, aus seinem Rudel ausschied und fortan für seine letzten Tage in einem entfernten Land wohnen wollte. Dort wurde er jedoch nicht nur wieder ganz gesund, sondern lernte auch eine neue Sprache und viele neuen Dinge kennen. Als er lange genug auf diese Weise für sich allein gelebt hatte, wollte er seine neuen Erfahrungen mit anderen teilen und er begann, eine Wölfin zu suchen, um mit ihr ein neues Rudel zu gründen.

Er traf zwar viele seiner Art, aber keine wollte sich auf Dauer mit ihm einlassen, denn er war ein Fremder und sie verstanden nicht, wie er sprach und seine Lebensweise war ihnen zu fremd. Schließlich begegnete er jdoch einer wirklich edlen Wölfin, die von ihrem Gemahl nach einer heftigen Auseinandersetzung, bei der sie eine tiefe Verletzung davon getragen hatte, verlassen worden war. Sie war von adliger Abstammung und er dachte, dass diese die richtige Gefährtin wäre, um nicht nur selbst standesgemäß zu leben, sondern auch hilfreich und gut unter den anderen Wölfen handeln zu können.

Er hatte schon die Ringe besorgt und wollte sich mit ihr verloben, da kam ein schwerer Sturm in seinem Wald auf und vertrieb sie, denn sie war es nicht gewohnt, der Unbill der Natur ausgesetzt zu sein und sie traute ihm auch nicht genug, denn sie hatte Angst, noch einmal verletzt zu werden.

Enttäuscht setzte er sich in der Mitte einer Waldlichtung nieder und fragte sich, warum sie sich nicht mit ihm eingelassen hatte. Dabei entstand aber kein Widerwille gegen sie, im Gegenteil, gerade als der Mond über der Lichtung stand und diese in sein mildes Licht tauchte, spürte er eine so starke Liebe zu ihr aufsteigen, dass er weder traurig war, noch ihr gram sein konnte.

Voll Freude stellte er sich vor, wie sie einem anderen Wolf begegnete und wie sie mit diesem glücklich werden konnte. Er wusste in diesem Moment, dass es nicht darauf ankam, sich mit jemand zusammen zu schließen und für sich glücklich zu werden, sondern mit offenem Herzen durch die Welt zu ziehen und jedes gebrochene, entzweite Herz, dem er begegnete zu heilen und zu erfüllen mit der Liebe, die in seinem Herzen frei geworden war.

So war er nicht mehr auf dem Weg, auf dem er etwas für sich erreichen wollte, sondern es entstand in ihm eine Bewegung, in der er wie in einem Tanz ganz im Einklang mit dem lebte, was ihm begegnete und ihm nicht mehr nur sein eigenes Glück wichtig war, sondern er glücklich im Glück der anderen lebte bis an seiner Tage Ende.



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