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Die Welt des Wolfs


Die Macht der Sinne



1

Die Macht der Sinne dominiert das menschliche Sein,
ohne Konkurrenz herrscht sie seit langem allein,
sie bestimmt die Wahrnehmung in Raum und Zeit
und ist für viele die einzige Wirklichkeit.

Was die sichtbare Welt
in ihrem Inneren zusammenhält,
wird zurück geführt auf ein mechanisches Geschehen,
weiter kann und will der Verstand nicht gehen.

2

Die Geburt eines Menschen wird zwar noch als Wunder betrachtet,
doch sein Tod wird häufig als Schmach verachtet
und immer weniger wollen soweit gehen,
die letzte Stunde als Beginn eines neuen Wegs zu sehen.

Für Gott ist immer weniger Platz und auch nicht für Geist,
von Energie, die das Leben speist,
wird geredet als abstrakter Wert,
als wäre damit etwas erklärt.

3

Der Mensch erfasst auch sich selbst nur noch von außen,
die anderen sind fremd und bleiben draußen,
das allumfassende Band der Liebe
ist reduziert auf eine Form der Triebe.

Wer sich stark fühlt, demonstriert seine Kraft,
mit der er sich Respekt und Macht verschafft,
wer als schwach gilt, hat keinen Wert,
er wird ausgegrenzt und ausgesperrt.

4

Doch irgendwann kommt auch für einen Starken der Moment,
in dem er seine Schwäche erkennt,
wenn die Kraft seines Leibes ihn nicht mehr trägt
oder das Schicksal ihm Steine in den Weg legt.

Dann wäre es wichtig, sich schwach fühlen zu können
und sich als Geschöpf eines Höheren zu erkennen,
das hinter den Fassaden agiert
und des Lebens Fortgang regiert.

5

Was schwach beginnt, wird sich als stark erweisen,
das Starke muss sich am Ende beugen,
die Sinne lassen im Lauf der Jahre nach,
ihre Wahrnehmung bleibt nicht für immer wach.

Wohl dem, der nicht nur sieht, was sein Auge zeigt,
das bloß bis an der Dinge Grenzen reicht,
in denen er durch seine Sinne wohnt,
sondern rechtzeitig weitet seinen geistigen Horizont.


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