Für Smartphones wird empfohlen, sie zum Lesen horizontal zu halten!

Die Welt des Wolfs


Ein halber Mensch



1

Ein Mensch hatte zeitlebens den Verdacht,
er hätte nicht alles von sich mitgebracht,
als wäre ein Teil von ihm dort zurück geblieben,
von wo er herein gekommen war in sein Erdenleben.

Während andere sich ganz identisch mit sich benahmen,
geschah es oft, dass ihm Zweifel kamen,
er war nie sicher, ob das, was er tat,
auch einen Sinn auf der anderen Seite hat.

Als halber Mensch, wie er sich fühlte,
suchte er immer etwas, das ihm fehlte,
so konnte er sich schwer entscheiden,
bei etwas irgendwann zu bleiben.

Als er größer war, wurde es noch schlimmer,
denn für ihn war es eine Tatsache schon immer,
dass es noch eine andere Welt gab,
viele Mitmenschen lehnten dies aber ausdrücklich ab.

2

Tagsüber erschien er sich nie komplett,
nur nachts, wenn er träumte in seinem Bett,
kam es ihm vor, als wäre er heimgekehrt
und hätte sich mit seiner anderen Hälfte vermählt.

Beim Erwachen tat er sich schon als Kind immer wehren,
aus seiner zweiten Welt zurückzukehren,
er fühlte Heimweh und wollte sie nicht verlassen,
versuchte den Schlaf zu verlängern, um noch etwas davon zu erhaschen.

Schließlich nahte das Ende seiner Zeit
und er war gern zu einer Rückkehr bereit,
doch er bemerkte, wie andere in seinem Alter litten,
statt sich zu freuen bei ihren letzten Schritten.

Sie waren gewohnt, sich allein im Erdenrund zu definieren
und hatten Angst, sich im Tod dann zu verlieren,
während er sich darauf freute, nicht mehr wie geteilt zu scheinen,
sondern sich wieder mit seiner anderen Hälfte zu vereinen.


Zurück zum Portal der Fragmente