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Die Welt des Wolfs


Die Bilanz

Ein Märchen



Ein Mensch hatte das Alter erreicht,
in der das Leben aus dem Leibe weicht
und wollte sich vorbereiten
für die bevorstehenden Zeiten.

Er fragte sich, was ihm am Ende bleibt,
wenn es zuletzt ihn zu der schmalen Pforte treibt
und begann sich auf seinen Besitz zu besinnen,
was zu dem Geliehenen gehörte und was zu seinen Gewinnen.

Als er diese Bilanz erstellte,
die ihm seine Verhältnisse erhellte,
fand sich im Soll das meiste festgehalten,
als Haben konnte er nur wenig behalten.

Er hatte zwar vieles angehäuft,
doch nur ein kleiner Teil war durch ihn gereift,
selbst das Denken, Wollen und Fühlen in seiner Seele
entsprang oft nicht aus seiner eigenen Quelle.

Da erschrak er und wurde bleich,
denn er dachte, er wäre reich
und es war ihm gar nicht lieb,
dass von allem ihm kaum etwas blieb.

Doch dies war für ihn kein Grund zum Jammern,
auch wollte er sich nicht an seine Schulden klammern,
sondern beschloss zu bereinigen seine Werte
und alles zu verschenken, was ihm nicht gehörte.

Zwar war es nicht gerade seine Stärke,
aber er tat so viele gute Werke,
dass er am Ende sogar spendierte,
was eigentlich ihm selbst gebührte.

Es wurde ihm leichter, Stück für Stück,
je weniger er hatte, um so mehr wuchs sein Glück,
und die Pforte, die vorher so eng erschien,
weitete sich zu einem großen Tor als letzten Gewinn.



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