240206-schaukelzwerg-1 Der Schaukelzwerg erzählt von sich 1 "Wenn es dir gefällt, wird dir von mir etwas erzählt, was du vielleicht noch nicht weißt, aus meiner Zeit als schaukelnder Geist. Ich war früher ein freier Geselle, ohne Dienst und feste Stelle, doch im Alter kann das Vagabundieren auch einen Geist wie mich strapazieren. Deshalb suchte ich nach einer Stätte, wo ich es bequemer hätte, da sah ich als Figur in einem Laden wie zum Spaß, einen Zwerg, der heiter auf einer Schaukel saß. Das kam mir gerade gelegen, ohne lange zu überlegen, zog ich in diese Figur ein und wollte darin heimisch sein. Es dauerte nicht lang, bis dann ein Kunde kam, der mich als Dekoration für einen Freund mitnahm, das war ein Mensch von purem Intellekte, der ahnte nicht, was in dem Figürchen steckte. Er betrachtete es nur als kitschiges Gebilde, das war alles, was er fühlte und ich fürchtete insgeheim, ich käme bald in den Müll hinein. 2 Er wohnte auf dem Land, umgeben von Natur, doch die betrachtete er von Weitem nur, für mich war das jedoch ein Gedicht, hier konnte ich leben in Luft und Licht. Meine Figur wurde draußen aufgehängt im Freien, das war das beste für mein ungebundenes Gedeihen, ich schaukelte hinauf und wieder hinunter und wurde trotz meiner Jahre wieder pudelmunter. Wie jeder der freien Geister, war ich im Philosophieren ein alter Meister, hier konnte ich zwischen unten und oben in meinen Gedanken tollen und toben. Es gab jedoch, das kannte ich schon von frühr :-), ein Problem mit den Naturgeistern hier, denn die mussten sich mühen mit ihrer Bürde und waren neidisch, dass ich mich bloß verlustierte. Ihr Zwang tat mir leid und ich sagte es ihnen, doch es verdüsterten sich dadurch nur ihre Mienen, als ich sie trösten wollte mit meinen weisen Sprüchen, antworteten sie nur mit deftigen Flüchen. Wie gesagt, das war mir nicht neu und ich blieb meinem Bedauern treu, ansonsten schaukelte ich keck, hoch über ihr Murren hinweg. 3 Urteile auch du nicht nach meiner Erscheinung bilde dir erst später eine Meinung, denn die Geister meiner Art erkennt man nicht an einem Bart. Wir sind nicht für die Erde gemacht, sondern wurden vom Himmelsreich hierher gebracht, wir störten die Hierarchie dort durch unsere freie Weise und man verbannte uns aus dem ehrbaren Kreise. Sie ließen uns die geistige Freiheit und auch das Licht unserer Weisheit, doch die göttliche Liebe wurde uns genommen, entzogen deshalb sind wir ohne diese hierher gekommen. gezogen Wir lassen diesen Mangel niemand merken, den wir hinter unserem Wissen verbergen, haben aber Sehnsucht danach bis heute, doch tun wir so, als liebten wir dafür den Streite. Man sagt, wir hätten ein rebellisches Wesen und sieht in uns einen Teil des Bösen, jedoch ohne unseren Geist und Wissen käme kein Mensch zu Erkenntnissen." Wo Weisheit sich zeigt, stecken wir dahinter, ausgenommen sind nur die Kinder, jeder wird mit einer Idee gesegnet, wenn ihm einer von uns begegnet." 4 Ohne Fäden schwinge ich hoch über allen und lasse unsichtbare Tropfen meiner Weisheit fallen, ein Teil schwebt weiter dann im All, doch wer einen davon empfängt, freut sich auf jeden Fall. Manche Menschen meinen, sie wären ein Genie, denn sie bemerken mein Treiben nie und schmücken sich mit meinen Ideen, weil sie nicht den Urheber sehen. Ich sagte schon, ich wohnte bei einem Intellektuellen, der glaubte weder an Himmel noch an Höllen, ohne meinen Willen ist es passiert und ich habe ihn zu einigen Erkenntnissen inspiriert. Er meinte, es wären Früchte aus seinem Verstand und publizierte Band um Band, bald galt er als Koriphäe in seinem Fachgebiet, wie man sie gerne auf Tagungen oder Kongressen sieht. Doch wenn er fern von mir war auf Reisen, konnte er seine Weisheit nicht beweisen, er galt zwar als genial, doch was er sagte war banal. So geht es manchem, gebt nur acht, der einen gescheiten Eindruck macht, weil die Erleuchtung ihn zwar erreicht, aber sein Verstand ihr nicht gleicht." 5 Inzwischen fragt sich jemand bestimmt, woher ein Geist wie ich seine Fähigkeit nimmt, die Erklärung dafür ist nicht schwer: Das kommt von unserem Ursprung her. Wir leben jetzt zwar auf der Erde unten, sind aber noch immer mit der Vertikalen verbunden, die zur Quelle des Geistes führt, von der her unsere Weisheit rührt. Da wir aber nicht mehr Teil sind der himmlischen Macht, die über die menschliche Entwicklung wacht, können wir schon früher Erkenntnisse eingeben, die erst später kommen sollten im Menschenleben. Wir treiben oft die Entwicklung voran, wodurch sich beschleunigt der ursprüngliche Plan, da oft den Menschen die Vorbereitung dafür fehlt, kommt dadurch leicht Verwirrung in die Welt. Ein Mensch, der sich mit uns bewusst verbindet, dem öffnen wir den Kanal, durch den er zum Geist findet, aber er muss dann genau wissen, ob die Einsichten recht und wahr sind, die zu ihm fließen. Wer ungefragt alles für bare Münze nimmt, ohne zu prüfen ob es richtig ist und stimmt, wird bald den roten Faden vermissen vor lauter Widersprüchen in seinem Wissen.