Die Welt des Wolfs

Redeem


waldfee

Aus lichten Höhen schweben in die Welt herein
eine Blütenelfe zusammen mit einem Engelein,
geleitet von einer Melodie aus fernen Sphären
wollen sie in einer Sommernacht die Liebe mehren.

Sie landen in einer mondhellen Runde
gerade zur mitternächtlichen Stunde
und breiten ihre Flügel weit
um sich zu umarmen in der magischen Zeit.

So tanzen sie einen lieblichen Reigen,
um ihre Freude allen zu zeigen,
bewegt vom Geist der fernen Sonne
erfüllt von gemeinsamer Freude und Wonne.

Da brauen sich dunkle Wolken zusammen über ihrem Glück,
ein dumpfer Trommelwirbel unterbricht die Musik,
ein kalter Windstoß treibt das bleiche Licht zurück
und dunkle Nacht erfasst ihr Glück.

Im drohenden Donnergrollen
erstirbt ihr friedliches Tollen
und in der Ekstase der entfesselten Schattengewalten
können die beiden Lichtwesen sich nicht beieinander halten.

Kaum können sie sich noch einmal küssen,
da werden sie grob voneinander gerissen,
der Engel wird hinauf geweht über die Wolkendecke,
die Elfin bleibt allein zurück in einer dunklen Waldesecke.

Nichts ist ihr mehr geblieben,
sie kann nichts anderes tun als trauernd lieben
und weint sich hinein in eines tiefen Schlafes Schoß,
um das Glück zu vergessen, das sie mit ihrem Engel genoss.

Im Traum ruft sie nach ihrem lichten Gespiel,
doch ihre Seele findet nicht ihr Ziel
und nur ein gehörnter Tiergeist hört ihr Sehnen,
der tritt aus dem Dunkel und trocknet ihre Tränen.


tiergeist

Zuerst wollte er nur seinen Spaß mit ihr haben
und nutzte dazu seine verführerischen Gaben,
er zeigte ihr die Freuden der Welt mit vollen Händen
und schmeichelte ihr mit eitlen Komplimenten.

Dieser begleitete sie fortan durch ihr Leben,
flüsterte ihr ein sein lüsternes Streben
und führte sie tief in die Erdenschluchten hinein,
wo nur noch leuchtete falscher Schein.

Von Irrlichtern umgaukelt, von Reizen verwöhnt
hat sie sich immer weniger nach ihrer Lichtwelt gesehnt
und so kam es, dass sie in all dem Spaß,
immer mehr ihren himmlischen Gemahl vergaß.

bluetenelfe-tiergeist

Nur selten noch, im Morgenlicht,
erfasste sie eine Sehnsucht nach seinem Gesicht,
doch der gehörnte Wicht,
der litt das nicht.

Er zog dann seinen Zauberstab hervor,
flüsterte ihr von magischen Lüsten ins Ohr
und hat es so mit ihr getrieben,
daß sie aufhörte ihren Engel lieben.

Immer weiter entfernte sie sich von ihrem Stern
und hatte schließlich den Gehörnten so gern
dass sie meinte, nur er wäre ihr Schatz
und keiner sonst hatte mehr in ihrem Herzen Platz.


In all diesem sinnlichen Betrug
vergaß sie ganz die zarten Flügel, die sie trug
und unversehens wuchsen als Zier
stattdesen zwei kleine Hörnchen auch ihr.


lichtengel-erscheint

Da öffnete sich in den Wolken ein Licht,
aus dem zu ihr eine bekannte Stimme spricht:
Komm jetzt nach Haus, beginne eine Wende,
dein Abenteuer da unten geht zu Ende.

Begleitet von der Melodie der alten Lieder
erwachte in ihr die Erinnerung an ihre Heimat wieder
und sie sehnte sich erneut nach ihrem Sterne,
den sie ahnte in der Ferne.

bluetenelfe

Da sprach sie zu ihrem gehörnten Gemahl:
"Der Himmel ruft mich, ich habe keine Wahl,
zurück geht mein Weg zu meiner Wiege, es schließt sich der Kreise
wie gern hätte ich dich dabei auf meiner Reise."

"Ich kann dorthin nicht gehen", ertönt sein Wort,
"ungnädig gefallen bin ich einst von dort,
hierher in dieses tierische Sein,
dies ist mein Reich, dies ist mein Heim."

Hier ist es fremd, dies ist keine Welt für meine Glieder,
ich spüre, wie meine Flügel mir wachsen wieder,
ch will zurück zu meinem himmlischen Orte,
das sagen mir meines Herzens Worte.

Ihr Wunsch entfachte seine Wut
und es stach in seiner Brust
mit heißer Wucht
die Eifersucht.

Schon türmten sich drohende Wolken auf,
schon schien es als nähme sein Zorn seinen Lauf,
schon hatte er zum tödlichen Schlag die Hand erhoben
, da zuckte ein Blitz herab von oben.

In seinem Licht sah er in ihre Augen hinein,
und erblickte darin ihrer Liebe reinen Schein,
er sah ihr himmlisches Wesen mit neuem Blick
und zog, davon ergriffen, seine drohende Faust zurück.

Seine Augen füllten sich mit Tränen, vorbei war seine Lust
und ein liebendes Gefühl erfüllte seine Brust.
Das verwilderte Tier in ihm verlor seine derbe Haut
und wie ein Schmetterling sein Urbild aus ihm heraus.


tiergeist

Zärtlich hörte er die Elfe sagen:
"Lass dich von meinen Flügeln tragen,
denn tief in dir habe ich entdeckt,
was unter deinen Hörnern steckt.

Auch du warst einst als geflügeltes Wesen gebaut,
doch ist dir gewachsen eine harte Haut
die dich mit der Erdenwelt verband
auf den Tieren gleichem Stand.

Du bist keiner von ihnen, deine Bestimmung sind die Höhen,
wo die lichten Winde wehen,
meine Liebe zu dir schließt meine Flügel auf.
ich trage dich durch die Mondwolken hinauf.

Dort, in der Sphären Lieder,
wachsen auch dir deine Schwingen wieder."

Dort oben bin ich nicht beliebt geblieben,
als unbequemer Rebell wurde ich vertrieben.

Da sprach eine Stimme zu ihm von oben:
"Jetzt kannst du die neue Zeit erproben,
besinne dich deines alten Mutes,
dann wandelt sich, was bös erschien in Gutes,

Der strafende Wächter steht nicht mehr am Tor,
er ist zum Diener der Liebe geworden davor,
sie ist es, die dir den Weg bereitet
und Frieden bringt, wenn einer streitet.

Sie ist die Wahrheit, die die Lügen vergisst
und die Tür ins lichtvolle Leben aufschließt,
was du hier unten getan hast, bleibt hier zurück,
drum wende nicht nach hinten deinen Blick.

Schau nach vorne, dort findest du dich,
dort wirst du vom Tier, das du warst, zum Menschen-Ich,
dein stetes Streben, das bringt dich voran,
es führt dich hinauf zur Himmelsbahn.

Nicht zählt mehr das irrende Tun,
was gilt ist, nicht auf dem Irrtum auszuruh'n,
sondern dass wir uns erheben
zu dem, der uns das Leben hat gegeben.

Auch du bist seiner Hand entsprungen,
zu seinem Bilde wohl gelungen,
auch wenn du andere Wege bist gegangen
ist sie jetzt offen, dich wieder zu empfangen.

Für seine Hände
gibt es kein Ende,
in seinem Willen und Walten
regen sich Wandlung und ewiges Entfalten."

Kehre um, komm mit der Elfe zu uns zurück
in eures Ursprungs Freude und Glück,
finde das, was du verloren hast,
werde wieder zu dem, was du warst.

Bei diesen Worten tat sich der Himmel auf
ein Lichtstrahl, wie eine Leiter, führte sie hinauf,
die Melodie der ersten Nacht erklang erneut,
und wurde ihnen zum hoffnungsvolles Geleit.

tiergeist-bluetenelfe-lichtengel

Es erhoben sich beide aus dem Schatten der Wolken
und er begann ihrem Fluge zu folgen,
in kreisend aufsteigender Bahn
zog sie ihn mit ihrer Liebe hinan.



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