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Es war einmal ein Reich , von dem es hieß,
es wäre herrlich gewesen wie ein Paradies,
darin lebten zwei Menschen, die liebten sich sehr
und den Herrn des Gartens noch viel mehr.
Sie konnten tun und lassen, was sie wollten,
nur zwei Früchte gab es, die sie nicht essen sollten,
sie wuchsen auf zwei Bäumen mittendrin,
aber das kam ihnen auch gar nicht in den Sinn.
Es gab jedoch auch eine Schlange,
die hatte von einer genascht schon lange,
und erfuhr durch die Wirkung dieses Essens
das Geheimnis der Eigenart ihres Wesens.
Sie erkannte durch die Frucht
in sich das Laster und die Sucht,
vorschnell mit ihrem Wollen loszulegen,
ohne zu warten auf des Herrns Segen.
Statt sich zu hüten und zu üben,
das allmähliche Werden zu lieben,
verspritzte sie in des Lebens gutes Sein,
das Gift ihrer Hast und Hektik hinein.
Da kam ihr gerade recht das Menschenpaar,
das stets im Frieden mit allem war,
sie wollte eine Gelegenheit herbeiführen,
um die beiden zu provozieren.
Sie brauchte nicht lange zu warten,
da traf sie einen davon im Garten,
als dieser gerade etwas zum Essen wollte,
reizte sie die Lust auf die Frucht, die er nicht nehmen sollte:
„Probiere einmal diese köstliche Speise,
sie weckt in dir die göttliche Art und Weise,
dann wirst du selbst zu deinem Meister
und Herr über die guten und bösen Geister.“
Jedoch schon nach dem ersten Bissen
sprach heftig in dem Menschen sein Gewissen:
„Du warst gemacht zum Guten einmal,
doch was du tatst, hat dich entfernt von deinem Ideal.“
Statt nun den zweiten darauf hinzuweisen
gab er auch diesem davon zu beißen,
da standen sie da, nackt und bloß
und waren ihr friedliches Leben los.
2
Sie plumpsten aus der Ewigkeit
in ein Reich aus Raum und Zeit,
und mussten sich täglich Mühe geben,
um einigermaßen zu überleben.
Auch die Schlange war mit von der Partie
und vergaß bei allem nie,
zu zwacken und zu zwicken,
um mit Illusionen zu trügen.
Die Leute machten so fort und auch so hin,
das Paradies verloren sie ganz aus dem Sinn
und dachten, es wäre einfach normal,
dass jeder handelt nach seiner Wahl.
Die Erde litt, die Menschen auch,
sie füllten nur noch ihren Bauch,
die Herzen blieben kalt und verschlossen,
statt zu lieben wurde geschossen.
Dem Herrn des Gartens, menschenleer,
wurde sein Gemüt trüb und schwer,
wenn er die Menschen sah in ihrer Not
und ihrer Hetze zwischen Leben und Tod:
„Sie waren ja zu besserem geplant,
doch seit die Schlange Eingang (zu ihnen) fand,
haben sie den Bezug verloren
zu ihrem ursprünglichen Bild von oben.
Sie sollen sich wieder erinnern, wie sie waren,
gemacht aus Licht und Liebe, nicht zum frivolen Gebaren,
ich werde ihnen schicken ein Kind,
das ihnen zeigt, wie sie selbst wirklich sind.
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit
stelle ich das Bild des Kindes bereit,
damit in dieser heiligen Nacht,
was in jedem Menschen schläft, erneut erwacht.
Der Schlange jedoch, durch die alles begann,
ziehe ich fortan ihren giftigen Zahn,
wenn das Kind die Wahrheit weist,
führe ich auch sie zum guten Geist.
Ihr will ich von der zweiten Frucht geben,
die sie erfüllt mit geistigem Leben,
damit alles, was sie einst voreilig versprach,
wahr wird ab dem jetzigen Tag.“
3
Von der Zahl der Menschen, die zu dem Kind fanden
und durch es ihren Ursprung erkannten,
wird in dieser Legende nichts erzählt,
doch ist dazu Zeit bis ans Ende der Welt.
Auch steht nichts weiter darin,
wie der Schlange stand der Sinn,
ob sie die zweite Frucht verspeisen wollte
oder weiter sagte, was sie nicht sollte.
Auch wenn sie lügen will bis heute
und zu Falschem führt die Leute,
bleibt gebrochen ihre Macht
durch die Geburt in der heiligen Nacht:
Seit das Kind sich in der Krippe zeigt,
jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
kann jeder sich mit ihm verbinden,
und zu seiner Wahrheit finden.
Was auch jeweils geschehen mag,
die Verheißung ist erfüllt seit jenem Tag,
wer sich von seinem guten Willen leiten lässt,
für den wird Weihnachten zum Erlösungsfest.
1
Einst lebten die Menschen in einem heilen Land,
doch sie nahmen die Frucht der Selbstsucht in die Hand
und verließen den heiligen Ort,
als sie folgten einem falschen Wort.
Fern ihrer Heimat, jeder allein,
suchten sie ihr Glück im weltlichen Schein,
missbraucht von feindlichen Mächten,
verloren sie den Weg zwischen Falschem und Rechten.
Es blieb in der Mitte nur ein schmaler Pfad,
den man bei Tag nicht gesehen hat,
nur in den langen Winternächten
zeigt er sich zwischen dem Schlechten.
Da kommt manchen wieder in den Sinn
ihr weit zurück liegender Beginn
und es rührt sich ihre Menschlichkeit,
die verborgen war von Raum und Zeit.
Dann können ihre Seelen
den Weg der Mitte wählen
und darauf finden zu dem Mut,
der sie erlöst von der falschen Brut.
Es öffnet sich ihnen zu ihrem Ursprung das Tor,
ein reines Kind kommt daraus hervor,
es breitet seine Arme liebevoll aus
und führt die Suchenden zu seines Vaters Haus.
Aufbrechen muss jeder aus eigenem Willen,
doch das Kind leuchtet allen weiter im Stillen,
wenn dann der Trubel der Tage wieder ausbricht,
gelingt trotz des Lärms der Schritt zum Licht.