Die Welt des Wolfs

Der freie Mensch



Der Mensch meint gern, er wäre frei,
doch vergisst er leicht dabei,
dass er sich noch lange im Werden  befindet,
bevor er seinen Platz zwischen oben und unten findet.

Auf der Erde hat er keine Heimat,
im Himmel fehlt ihm die dauernde Wohnstatt,
er ist unterwegs zwischen Leib und Seele,
manche sagen, zwischen Himmel und Hölle.

Das wäre zwar nur eine Frage der Zeit,
doch es stehen ihm zwei Begleiter bereit,
der eine zieht ihn in die Welt der Dinge herein,
der andere flüstert ihm leckere Lüste ein.

Schaut er nach unten, dann locken die Sinne,
nach oben ruft ihn des Geistes Stimme,
dass er gerade dazwischen hinein gehört,
darin sieht er nur selten seinen Wert.

Es reißt ihn hinauf und hinab,
er sucht nach Ewigem, fürchtet sich vor dem Grab,
doch ist er kaum einmal bereit,
sich zu erkennen in der Mitte von Raum und  Zeit.

Im Raum, vom Stoff geprägt und gehalten,
peitscht ihn die Zeit zum Neuen vom Alten,
tagsüber verfällt er den Sinnen im Raum,
nachts verliert er sich in wirrem Traum.

Dennoch beharrt er auf seiner freien Hand
und sucht nach einem bleibenden Bestand,
statt sich die Wahrheit einzugestehen,
dass er frei ist nur im werdenden Entstehen.



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