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Die Welt des Wolfs

Zwei Wege




1

Ein Mensch, auf Sicherheit bedacht,
gibt auf seine Wege sorgsam acht,
um alle Risiken zu vermeiden,
lässt er sich nur von der Gewohnheit leiten.

Wohin er dadurch auch gelangt,
das Ziel ist vorher schon bekannt,
unbekannte Gefilde erreicht er nicht,
denn er folgt nur seiner vertrauten Sicht.

Bei seinen Schritten kennt er jeden Stein
und gehört selbst als Teil in seinen Ort hinein,
auf ihn ist Verlass, wie auf den Zeiger der Uhr,
bei seiner immer gleichen Tour.

So geht er munter quer und kreuz,
hin und her in seinem Kreis,
doch bleibt er in der Routine nur,
von Entwicklung keine Spur.

2

Ein anderer, etwas verwegen,
will sich außerhalb seiner Gleise bewegen,
er macht es wie die Wolken
und will den Winden folgen.

Er weiß nie, woher sie wehen
oder wie sie ihre Richtung drehen,
es bleibt ihm deshalb unbekannt,
wo er ankommt, an welchem Strand.

Ständig erlebt er andere Routen,
seine Ziele bestimmt der Wechsel der Fluten,
ihm weitet sich täglich der Horizont,
nichts verläuft in seinem Leben wie gewohnt.

Er kann gar nicht anders, als sich zu wandeln
lässt den Wind, anstelle seines Willens, handeln
und ist sich nur eines sicher dabei,
alles ändert sich, alles wird neu.

3

Am Ende ihrer lebenslangen Reisen
wird es sich für beide erweisen,
wohin sie dann gekommen sind,
sei es durch Plan, sei es durch Wind.

Der eine kennt seiner Heimat Gassen,
der andere weiß die Weite der Welt zu erfassen,
wohl dem, der beide Wege gehen kann,
denn er bleibt sich treu und kommt doch woanders an.