Die Welt des Wolfs

6. Brief (vom 25. 1. 2001)

Über die Strömungskräfte des Lebens

Die Geschichte unserer Zeit war geprägt von den Leistungen und Entdeckungen der Naturwissenschaft. Es gab kein Gebiet der stofflichen Erscheinungen, das nicht erforscht und nach seinen Gesetzmäßigkeiten untersucht worden wäre. Die Weite des Weltalls und die Geheimnisse der Gene waren gleichermaßen Gebiete wissenschaftlicher Erkenntnisse. Gleichzeitig aber blieben bestimmte Tatsachen nicht nur gänzlich unbeachtet von der anerkannten Wissenschaft, sondern wurden von der gelehrten Welt belächelt und naiver Naturbetrachtung zugeschrieben.

Der Grund dafür war, dass diese Erscheinungen auf Zusammenhängen beruhten, die mit den bei uns benützten Messinstrumenten der Naturforscher nicht erfasst werden konnten. Dadurch blieben wesentliche Kräfte des Lebens von der offiziell angewandten und anerkannten Naturbeobachtung ausgeschlossen. Nur wenige Menschen widmeten sich der Erforschung dieser im Inneren der stofflichen Welt wirkenden Lebenskräfte.

So war es für uns auch schwierig, in der Sprache die richtigen Worte für ihre Beschreibung zu finden. Von inneren Energien oder Ätherkräften war die Rede, wenn diese Kräfte bezeichnet werden sollten, die das menschliche Leben und die Natur, aber auch die Erde und den Kosmos durchziehen. Es gab in der Akupunktur die Kenntnisse der Meridiane und in der Heilpraxis wurde vereinzelt mit den Chakren gearbeitet, aber es fehlte uns das, was für euch alltäglich ist: ein allgemeines Verständnis für die lebendig wirkenden und Leben bewirkenden Strömungskräfte in uns und in der Welt.

Wir wussten noch nicht, auf welche Weise alles Schöpfungsgeschehen Ergebnis des Zusammenwirkens dieser Strömungskräfte ist. Dadurch fehlte uns auch ein natürliches Verhalten ihnen gegenüber. Ihr wisst inzwischen, wie wichtig es ist, dass wir Menschen durchlässig werden für diese alle Lebenserscheinungen durchfließenden Energieströme und wie schädlich es sich auf die Gesundheit auswirkt, wenn wir uns abkapseln und isolieren von ihnen. Es war uns allgemein noch nicht bekannt, dass sich diese unsichtbaren Strömungen in unserem Denkvermögen, unserer Kreativität und Geschicklichkeit und unserer Fähigkeit zum teilnahmsvollen Handeln äussern. Statt dessen blockierten und behinderten wir, wenn auch unbewusst, ihre Bewegungsbahnen oder beschleunigten ihren Durchfluss, wenn wir Nikotin, Koffein, Alkohol und andere Drogen einnahmen. Nur wenige kannten und nützten bewusst positiv auf diese Strömungen wirkenden Mittel wie Honig, Olivenöl und viele Kräuterextrakte.

Viele Schmerzen, an denen Menschen litten, waren für uns nicht erklärbar, weil wir nicht die Beziehung zwischen diesen und dem verlangsamten oder beschleunigten Fließen der Strömungskräfte erkennen konnten. Wir wussten aber auch nicht, wie wir selbst Ablagerungen und Verengungen in uns schafften durch eine falsche Ernährung und wie leicht es zu krankhaften Erweiterungen der Strömungsbahnen kam, wenn wir stimulierende Mittel einnahmen.

Es kam vor allem im Alter bei vielen Menschen zu einer Abschnürung von der Bewegung, die alles Leben durchzieht. Sie konnten oft nicht mehr die ausserhalb von ihnen strömenden Lebenskräfte mit ihren eigenen zusammenfließen lassen und es kam in ihnen zu einem Stillstand, ihre kreative Bewegungsfähigkeit erlosch und es war, als würden sie sich nur noch im Kreis auf der Stelle um ihr einstmals lebendiges Dasein drehen.

Für euch ist es selbstverständlich, was bei uns erst in Ansätzen bekannt war: Wir Menschen leben nicht als bewegter Körper, sondern wir sind verkörperte Bewegung. Ihr lebt in eurer Zeit bereits bewusst aus dieser Bewegung, aus dem Strom des Lebens heraus. Es wird schwer für euch sein, euch vorzustellen, wie es war, als wir noch ausschließlich auf das körperhafte Dasein konzentriert waren.

Ihr wisst inzwischen alle, dass es Körper nur durch Leben, Stoff nur durch Bewegung, Leben nur durch Strömungsbewegung gibt. Bei uns war dieses Wissen noch wenigen Menschen vorbehalten, in den Schulen wurden solche Gedanken nicht vermittelt. Für euch wird dieser Mangel überwunden sein, denn ihr werdet euch als individuelle Strömung des einheitlichen Lebensstroms erkennen können, als menschliche Wesen, in denen eigenes Leben und kosmisches Leben zusammenfließen.